Fotos

Berliner Mauer April 1990

Anfang des Jahres 1990 stellte ich unseren Töchter die Frage, ob Sie im April, wie immer, nach Österreich zum Skilaufen oder zwei Wochen mit dem Fahrrad entlang der Berliner Mauer radeln wollten. Sie entscheiden sich für die Radtour. Zwei Wochen radelten wir von Klein-Machnow bis zu Märkischen Viertel an der Mauer entlang. Wir wohnten bei Verwandten von unseren Nachbarn, die das Haus der Großmutter im ehemaligen „Todesstreifen“ bei Klein-Machnow bezogen hatten. Unser ganz herzlicher Dank geht an Anita Günner und ihre Verwandten, die uns so gastfreundlich aufgenommen haben.

 

Fotos von Orten, an denen Menschen auf der Flucht an der Mauer zu Tode kamen. Man konnte das grausame Geschehen, das sich im Schatten der Mauer ereignet hatte noch unmittelbar wahrnehmen. Heute ist es ehr ein Zufall, wenn am Wegesrand eine Erinnerungsstätte auftaucht.

 

 

Werbung an bzw. in der Nähe der Mauer. Produktwerbung ist ein sehr schnelles Geschäft – das wurde entlang der Mauer exemplarisch verdeutlicht.

 

 

Einzelne Abschnitte an der Berliner Mauer im April 1990

 

„Mauerspechte“ haben die Berliner Mauer an vielen Stellen durchbrochen

 

„Mauerspecht“ muss man können. Der Beton der Mauer ist besonders hart und es bedurfte einer besonderen Technik, um überhaupt ein größeres Stück aus dem Beton schlagen zu können. Zunächst musste man bis zur Armierung vordringen und dann entlang Des Eisens nach unten schlagen. Es gab nicht viel Könner. Einer der „Spechte“ erklärte uns, dass in dem Beton Asbest enthalten sei – deshalb schweiße er seine Bruchstücke sofort in Plastiktüten ein.

Ein Handelsplatz für die Steine war am Reichstag. Für Faustgroße Stücke mit Farbresten waren 10 DM fällig!

Eine pfiffige Gruppe von Türken trafen wir ein morgens an der Mauer. Sie hatten Unmengen Farbsprühdosen dabei und sprühten, was die Dosen hergaben. Mit der Schaufel eines kleinen Baggers schlugen sie sodann gegen die frischbesprühte Mauer und brachen nach einigen Versuchen richtig große Brocken heraus. Die „dummen Käufer“ am Reichstag werdens sicher nicht bemerken.

Bei unserer Fahrt entlang der Mauer haben wir kein beschriebenes oder bemaltes Mauersegment gesehen, das nicht von Spechten zerstört worden war. Es ist uns bis heute ein Rätsel, wie sich so viele unbeschädigte bemalte Mauerstück in zahlreichen Museen befinden können – hat man sie schon vor dem Mauerfall beiseite genommen oder eventuell später nachträglich „Takte Mauerstücke bemalt?

 

Graffities von unterschiedlichen Abschnitten an der Mauer – man muss das auf sich wirken lassen. Toll wäre es, wenn die Mauer unbeschädigt als Monument der Spaltung, aber auch des Widerstands noch immer zu sehen wäre.

 

Mutated Zone in der Nähe der Straße Kielufer in Kreuzberg

 

Eine kleine Auswahl von Sprüchen ….., die an die Mauer gesprüht wurden.

 

An zahlreichen Stellen war die Mauer schon so weit beseitigt, dass neue Übergänge von West nach Ost und umgekehrt entstanden – z. B. am Brandenburger Tor, der Bernauer Straße und in Klein-Machnow. Wir fuhren mit unseren Rädern jeden Morgen aus Richtung Potsdam über den Grenzposten in Klein-Machnow nach Zehlendorf ein. Kontrollen gab es keine, aber die Grenzbeamten kannten uns schon bald und hatten reges Interesse daran, wo es denn heute hinginge und am Nachmittag lautete die Frage. Wo wart ihr, was habt ihr erlebt?“ Das war echtes Interesse, keine Kontrolle mehr – die Beamten freuten sich über unser Anliegen, die Mauer von Süd bis Nord zu erkunden.

 

Schlaglichter aus der „Märkischen Volksstimme“. Natürlich dürfen an dieser Stelle Auszüge aus der Presse in jener Zeit nicht fehlen. Die nachfolgenden Fotos von Artikeln sollen einen kleinen Eindruck darüber vermitteln, worüber die Presse in jener Zeit berichtete und auch wie sie berichtete – Art der Texte und Gestaltung, Fotos, Karikaturen.